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TJ-ing mit Powerbooks von Apple

von Christian Tobler - christian at gricel.ch
8.6.2005

Jonas Luell hat einen interessanten Artikel zum Thema TJ-ing publiziert. Dieses Thema wäre mit Sicherheit einen weiteren, ebenso umfassenden Artikel wert. Im Moment möchte ich aus Zeitgründen lediglich einige Antworten auf die Frage von Albert zum Thema brauchbare Software für Apple machen.

Albert fragt, mit welchen Tools man iTunes auf Mac kombinieren kann, damit paralleles Beschallen und Vorhören möglich wird. Ich beschreibe hier ganz persönliche Lösungen, mit denen ich arbeite. Andere TJs haben bestimmt andere, ebenso gute Lösungen gefunden. Es wäre interessant zu erfahren, womit andere TJ arbeiten.

Eine Antwort gleich vorweg: Zwei Instanzen iTunes auf einem Mac funktionieren im Moment nicht. Das soll an Quicktimes Programmierung liegen, sagten mir zwei Software-Entwickler. Obwohl das mit Quicktime 7 behoben sein sollte, sagte mir ein anderer Software-Entwickler. Ich bin kein Informatiker. Daher kann ich dazu kein kompetentes Urteil abgeben. Bis sich die Herren Informatiker entschieden haben, was Fakt ist, weiche ich auf andere Lösungen aus.

Einige Bemerkungen zu meinem Setup

Ich habe meine Musikbibliothek im Format AIFF angelegt - aus Qualitätsgründen. AIFF-Files sind ziemlich speicherintensiv. Sie sind auf eine exterenen Festplatte ausgelagert. Die kompakten Formate des Fraunhofer-Istituts, MP3 und deren Weiterentwicklungen, haben mich nie überzeugt.

Das Konvertieren meiner Musikbibliothek hat bereits 6 Monate in Anspruch genommen. Und es wird sicher nochmals 6 Monate dauern, bis ich diese Knochenarbeit abschliessen kann. Daher bin ich nicht bereit, die Verwaltung über ein Tool zu lösen, dessen Fortbestand nicht sichergestellt ist. Dann müsste ich diese Arbeit nochmals erledigen.

Die Echo Indigo DJ-Card, die Jonas Luell empfiehlt, klinkt sich direkt in den Laptop-Bus ein. Solche PC-Card-Lösungen sind als einzige vollkommen stressfrei. Sie blockiert keine anderen Schnittstellen wie Firewire oder USB und damit sind die berüchtigten Synchronisations- und Kompatibilitätsprobleme vom Tisch, die den TJ-Alltag zur Hölle machen können. Ich arbeite ich mit einem externen Wandler/Mixer der Firma RME in Deutschland. URL: www.rme-audio.de. Es ist deren DSP-System, in meinem Fall ein Hammerfall Multiface plus PC-Slot-Card. Für DOSen bietet dieses System übrigens noch mehr Software, als für Mac. Sehr interessant.

Foto Multiface Vergrösserung des Bildes

Eine bequeme, teure Lösung

Im Moment benütze ich der Bequemlichkeit halber meist zwei Powerbooks, was viel übersichtlicher ist, als ein Bildschirm. Eines zum Vorhören und eines zum Beschallen. So muss ich mich nicht ständig mit zwei GUIs beschäftigen. iTunes doppelt reicht. Zudem kann ich bei iTunes sicher sein, dass das Tool langfristig weiter entwickelt wird. Es gehört zu den strategischen Produkten der Firma Apple. Für mich funktioniert diese Lösung sehr gut. Es genügt, zwischen den beiden Powerbooks eine simple Ethernetverbindung zu stecken und in iTunes die Sharing-Funktion zu aktivieren. Aber nicht jeder hat daheim zwei Powerbooks herum liegen.

Software-Alternativen

In meinen Augen gibt es für Macs immer noch keine rundum überzeugende Software-Lösung. Ich wünsche mir was ziemlich simples: eine iTunes-Erweiterung, die mehrere Instanzen auf einem Gerät möglich macht und sich auf verschiedene Kanäle eines externen Wandler/Mixers routen lassen.

Bis heute habe ich keine Software gefunden, die ein mit iTunes vergleichbar intuitives und übersichtliches GUI bieten würde. Und ich habe im Netz tagelang gesucht, dutzende von Tool ausprobiert. Damit ein Tool für mich brauchbar ist, muss es in der Lage sein, iTunes Playlists zu übernehmen und dabei wenigstens die Tags Titel und Orchester korrekt importieren. Viele Hersteller versprechen das blaue vom Himmel herunter. Aber manches, oft Essentielles, funktioniert im Alltag dann doch nicht. Ich denke, das kennt jeder aus eigener Erfahrung.

Fast alle DJ-Mixing-Software konzentriert sich auf Funktionen bis zu Abwinken. Es ist das leidige Microsoft-Syndrom, das auf Kosten der Ergonomie geht. Dabei steht beatsynchrones Überblenden, teils automatisiert, im Vordergrund. Wir TJs brauchen das nicht. Dafür wünschen wir uns eine Verwaltung unserer Musikbibliothek, die möglichst übersichtlich ist - iTunes eben. Ich kenne im Moment keinen besseren Mix aus schneller, intuitiver Bedienung, Übersichtlichkeit und Informationsvielfalt, dessen Weiterentwicklung sichergestellt ist.

Am meisten hochgejubelt wird das Tool Traktor DJ Studio aus Deutschland. URL: www.nativeinstruments.de. Als ich mit meinem Wunsch der Tags-Übernahme aus AIFF-Files an die Entwickler herangetreten bin, habe ich keinerlei Gehör gefunden. Die behaupten, dass das bei ihrer neusten Demo-Version wunderbar funktioniert. Die Demo läuft aber nur eine halbe Stunde. Und bis dann schafft das Tool es nicht mal, meine Musikbibliothek zu indexieren. Ich konnte das Tool gar nie ausprobieren.

Foto Tractorstudio Vergrösserung des Bildes

In der Schweiz hat Traktor DJ Studio einen guten Importeur. Der verstand meine Frage im Gegensatz zum Entwicklerteam, zeigte sich interessiert. Eine Antwort auf meine Frage zur Tag-Übernahmen konnten der mir ebenso wenig geben. Hier würde es sich lohnen, nochmals einen Vorstoss zu machen. Das Tool ist zwar etwas teuer. Aber wenn es hält, was die Werbung verspricht, dann ist Traktor DJ Studio eine interessante Alternative, übrigens auch auch für DOSen.

Das Tool Megaseg aus den USA finde ich sehr interessant. URL: www.megaseg.com. Hier steht nicht technischer Schnickschnack im Vordergrund.

Foto Megaseg Vergrösserung des Bildes
  Leider wurde in der neusten Version weniger die Verwaltung der Musikbibliothek ausgebaut, mehr die technischen Spielereien. Es scheint, dass man sich dem als Entwickler kaum entziehen kann.

Im Format AIFF kann Megaseg die Tags nicht übernehmen. Zumindest hat das bei mir nie geklappt. Es kommt lediglich der Titel mit. Spätestens bei 13 Versionen von Desde el Alma habe ich dann ein unlösbares Problem. Sollte die Tag-Übernahme einwandfrei funktionieren, ist Megaseg ein Tool, das ich sehr genau evaluieren werde.

Eine andere, preiswerte Lösung

Seit wenigen Tagen ist eine neue Version des Tools DJ-1800 aus den USA auf dem Markt. Im Moment bin ich am Austesten der neusten Betaversion. Mit Betaversionen von DJ-1800 habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie sind stabiler als die offiziellen Versionen. Ich werde das Tool an meiner nächsten Milonga erstmals in der neusten Version verwenden.

Foto DJ 1800
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DJ-1800 bietet zwei oder vier Player und, falls nötig einen Mixer und einen Crossfader. Mit Hammerfalls DSP-System reichen mir die vier virtuellen Player. DJ-1800 übernimmt iTunes Playlists problemlos, kommt mit meiner Musikbibliothek mit vielen tausend Files schnell genug und ohne sich zu verschlucken zurecht und die Player lassen sich auf verschiedene Kanäle eines externen Wandler/Mixers routen.

Foto DJ 1800
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Nicht erschrecken, wenn DJ-1800 aufstartet. Das Tool sieht im ersten Moment ziemlich doof aus. Es simuliert Denon-DJ-Hardware ziemlich realistisch und verbraucht so natürlich eine Unmenge Bildschirmfläche. Einmal fertig eingerichtet können je 2 Player, der Mixer und der Crossfader separat auf einen Bruchteil des Platzbedarfs zusammengeklappt oder ganz ausgeblendet werden, damit iTunes den grössten Teil des Bildschirms für sich beanspruchen kann. Und dann ist das GUI ganz ordentlich. Es stehen vielfältige Tastatur-Shortcuts zur Verfügung.

Ein Screenshot meiner Lösung vermittelt einen Eindruck meines Setups. Mit dieser Lösung evaluieren ich in iTunes und beschalle und vorhöre in DJ-1800. Ich kann Stücke aus iTunes mit der Maus in einen der Player ziehen und spielen oder vorhören. Zudem kann ich in DJ-1800 mit einem einzigen Mausklick auf jeden der vielen tausend Titel meiner Musikbibliothek zugreifen. Das funktioniert per Pull-Down mit Submenus. In meinen Augen eine intuitiv zu bedienende Lösung.

Foto Mein-Setup Vergrösserung des Bildes

Es gibt eine Demoversion von DJ-1800. Damit hatte ich allerdings Probleme. Der Import der Playlists hat nicht geklappt. Da das Tool nicht alle Welt kostet, was das Problem schnell behoben. Besonders erfreulich bei DJ-1800: man kann den Entwickler per Mail erreichen. Und er antwortet nicht nur. Die wichtigsten Wünsche zu Weiterentwicklung, die ich per Mail im letzten Herbst geäussert habe, wurden in die neuste Version implementiert. Das schaffen meist nicht mal grosse Softwarehäuser.

Fazit

Ich werde der Übersichtlichkeit halber wohl auch in Zukunft oft mit zwei Powerbooks arbeiten. Aber nicht jeder hat zwei Laptops oder mag zwei Laptops rumschleppen. Zusammen mit externer Harddisk, externem Wandler/Mixer, allen Netzteilen und Kabeln füllt das Zeugs längst eine grosse Tasche.

DJ-1800 für mich im Moment die brauchbarste Alternative zu zwei Powerbooks. Falls Megaseg das Tags-Problem löst, stehe ich vor einer schwierigen Wahl. Und wenn Tractor DJ Studio das Tags-Troblem bereinigen würde, wäre auch dieses eher teure Tool für mich eine interessante Alternative.

Eine Frage der Vernunft

Ich benütze nie neue Software oder ein Update an einer Milonga, ohne vorher daheim bis zum Exzess getestet zu haben. Aussetzer oder Abstürze mitten in einer Milonga sind ziemlich peinlich. Ich verlasse mich daher nie auf digitale Technik.

Stets habe ich einen klanglich hochwertigen Discman oder einen CD-Player, ein passendes Anschlusskabel für die Endstufe und ein Dutzend selbst zusammengestellte CDs dabei. Ein funktionierendes Notfall-Szenario sollte jeder TJ stets in der Tasche haben.

Gut aufgesetzte PCs, ganz egal ob Mac oder DOSe stürzen heute kaum mehr ab. Aber deren Software kann abstürzen, nach wie vor - meist wird das der unglücklichste Moment sein.

Dazu später mehr

Mit dem Thema Brummschleifen habe ich einige Erfahrungen gemacht. Und mit den Geräten, die diese beheben sollen ebenfalls. Das Thema Sound Enhencement halte ich für TJs für äusserst relevant. Das ist ein komplexe, anspruchsvolle Materie. Wenn man mal beginnt, sich hinein zu knien, mutiert man nach einigen Monaten zum angehenden Toningenieur. Zu beidem werde ich mich in einigen Monaten wieder melden, falls Interesse besteht. Feedback nicht nur willkommen, sondern erwünscht.

Christian Tobler - christian at gricel.ch


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update: 09 May 2010 © tangoinfo.ch
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