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Interview mit Carel Kraayenhof

+++ Basel, Ostern 2002 +++

Nach dem Konzertauftritt vom Sexteto Canyengue führte tangoinfo ein Interview mit Carel Kraayenhof.

Carel Kraayenhof spielte im Februar bei der Trauung von Maxima und Kronprinz Willem Alexander in der Amsterdamer Kirche den Tango "adios nonino" von A. Piazzolla.

Fragen von tangoinfo an Carel Kraayenhof:


Foto Carel Kraayenhof
Seid ihr heute zum ersten Mal in der Schweiz?
Nein, wir haben in der Schweiz schon öfters gespielt. In Basel waren wir einmal auf einem Weltmusikkongress - ich glaube es war im Konservatorium.

Ihr seid durch die niederländische Hochzeit einem breiten Publikum bekannt geworden. Im Konzert heute Abend habt ihr gesagt, dass in den Niederlanden nun wirklich jeder weiss was ein Bandoneon ist. Hat auch das Tangotanzen in den Niederlanden an Popularität gewonnen?
Ja sicher. Maxima und Willem Alexander haben auch schon Tango getanzt. So gab es bisher schon in jeder grösseren Stadt Tangoclubs mit 2-3 Dutzend Leuten, die Tango tanzten, und jetzt ist deren Zahl stark angestiegen.

Einer der bekanntesten Tango-Salons ist das El Corte in Nijmegen. Waren Maxima und Willem schon einmal dort?
Nein, da waren sie noch nicht, aber sie werden das El Corte bestimmt auch einmal entdecken.

Magst du den Schweizer Tangofreunden noch etwas erzählen über Maxima, die Hochzeit und wie alles mit dem Tango zusammenhängt?
Wir hatten einmal aus den Medien entnommen, dass unser Kronprinz Willem Alexander eine argentinische Freundin hat. Das fanden wir ganz klasse, wir haben uns gefragt, ob sie wohl auch den Tango mag. Ich sah ein Interview mit Maxima und sie schien mir sehr nett. So haben meine Frau Thirza und ich überlegt, ob wir Maxima ein Stück widmen könnten, mit einer Mischung aus Tangomusik und auch ein bisschen was von anderer Musik. Denn Maxima ist eine junge Argentinierin, die auf ihre eigene Weise nun in ein traditionelles Amt kommt. Dann habe ich also diesen Tango geschrieben, aber er hat sie nicht erreicht. Er ist in einem Hangar von Geschenken untergegangen.

Dann kam die Verlobung, wir haben die CD gebracht, aber sie ist nicht so richtig angekommen. Dann gab es später die Nachricht, dass sie heiraten werden. Ich erhielt einen Anruf vom Dirigenten Ed Spaniard. Er sagte mir, Maxima würde sehr gerne einen Tango auf ihrer Hochzeit haben. Ich sagte "ja gerne. Welchen Tango denn?". "Sie möchte "adios nonino" haben, aber ihr müsst eine neue Bearbeitung machen." Ich hatte zuhause in meinem Archiv noch Material von diesem Stück als ich mit Piazzolla zusammenarbeitete. Dann machte ich also eine Bearbeitung mit dem Dirigenten, es sollte 1 Minute Bandonen solo sein und 3 Minuten Orchester und Chor. Der Tango sollte in der Zeremonie gespielt werden als die Ringe getauscht werden, also in einem sehr emotionalen Moment.

In der Tangoszene gibt es auch die Meinung, dass adios nonino eine politische Bedeutung hätte. Das Stück wurde von Piazolla komponiert, als dessen Vater gestorben war. Nun könnte man interpretieren, dass das Stück von Maxima ausgewählt wurde als Reminiszenz an ihren eigenen Vater, der aus politischen Gründen an der Zeremonie nicht teilnehmen durfte. [Anmerkung: er war während der Militärdiktatur Minister in Argentinien].
Adios Nonino wurde von Piazzolla geschrieben wie eine Hommage an seinen Vater 'Nonino'- es war sein Vater, der starb. Ich denke auch für Maxima war es kein politisches Stück. Maxima hatte sich im holländischen Fernsehen ganz deutlich über die Vergangenheit ihres Vaters erklärt. Sie sagte, es war ganz falsch was er gemacht hatte und sie ist ganz gegen die schreckliche Diaktatur von Videla. Es kam die politische Entscheidung - die ich persönlich für gute finde - dass Maximas Vater bei der Trauung nicht anwesend sein sollte. Ich denke, Maxima wählte adios nonino nicht aus politischen Gründen, sondern weil es ihre Lieblingsmusik ist - für viele Argentinier ist adios nonino eine Hymne. Ich glaube, ihre Berührung kam auch daher, weil ihre eigene Kultur nun in der niederländischen Kirche aufgeführt wurde.

Ich habe auch Kritik von Argentiniern bekommen, die in Holland leben und deren Eltern während der argentinischen Militärdiktatur verschwunden waren. Wir haben darüber zusammen viel geredet, ich kenne ihre Gefühle sehr gut. Mein Hintergrund ist der folgende: seit der Hochzeit haben wir viele Chancen gehabt, Benefizkonzerte zu geben, z.B. für auch für die "escuela de musica popular", das wichtigste Tangoinstitut in Buenos Aires. Und das finde ich das wichtigste von allem.

Damit kann der Tango den Menschen dort auch helfen.
Genau. Es gibt noch einen Gesichtspunkt. Man kann fragen, hatte Maxima das Recht, sich den Tango zuzueignen? Oder wie viele Tangueros glücklicherweise denken: der Tango hatte nun diese Kirche erobert und das Herz von Maxima und von Millionen Menschen. Und so sehe ich es auch. Ich glaube, Maxima hatte das Recht, adios nonino auf ihrer Hochzeit zu haben. Es gibt immer Menschen, die eine persönliche Geschichte haben und die sehr traurig sind und die schreckliches erlebt haben. Aber selbst die eine Frau, die ihren Vater in der Diktatur verloren hatte, sagte mir, sie habe keine Probleme mit Maxima - denn Maxima hatte auch nicht gewählt wo sie geboren wurde und wer ihr Vater war. Was ich sagen will, es gab nach dieser Hochzeit eine sehr intensive Zeit - sehr viele Leute, die anfingen zu kommunizieren.

Und das ist dann ja auch ein öffentlicher Dialog. Also hat der Tango auch eine politische Bedeutung - Politik heisst ja eine Sache auch öffentlich zu machen.
Auch Maxima würde bestätigen, dass der Tango nicht nur die Musik der Argentinier ist, sondern vor allem die Musik des argentinischen Volkes. Glücklicherweise gibt es heute auch viele Leute in allen Klassen, die den Tango lieben. In Holland ist jetzt das unglaubliche geschehen: der Tango ist in allen Bevölkerungsschichten beliebt.

Und das ist ja die ursprüngliche Idee des Tangos, so schliesst sich 100 Jahre später der Kreis. Und dann kann man nur hoffen, dass es nicht nur eine Welle ist, sondern dass noch einige Leute dabei bleiben.
Wir haben vielmals im Concertgebouw in Amsterdam und in Rotterdam gespielt. Es war immer voll, jedesmal mehr als 2000 Besucher pro Abend. Und ich bin mir sicher, dass von diesem Publikum eine grosse Anzahl beim Tango bleibt. Das Publikum kannte nur adios nonino von Piazzolla. Aber wir haben im Concertgebouw auch Pugliese gespielt, das war etwa so wie Pugliese im Teatro Colon in Buenos Aires. Und die Leute haben alle Stücke geliebt, Pugliese, Troilo, d'Arienzo...

Ich habe einmal gelesen, dass der Karel Kreyenhoof nun am Hofe gespielt habe und königlicher Bandoneonist sei. Ob er denn nun für uns Milongueros noch spielen werde?
Immer! Wir wollten mit dieser Hochzeit einfach nur erreichen, was wir immer gewollt haben: dass sich der Tango verbreitet und dass mehr Leute die Chance haben, um mit Tango glücklich zu sein.

Was sind eure nächsten Pläne?
Wir haben weitere Auftritte und nehmen eine neue CD auf, sie wird "Tango Royal" heissen.
(Anm.: neue CD ist inzwischen veröffentlicht)

Merci für das Interview, Herr Kraayenhof!


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Foto Sexteto Canyengue an Pfingsten in Zürich
Sexteto Canyengue an Pfingsten in Zürich



update: 25 Sep 2005 © tangoinfo.ch
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