"Ich habe Angst vor der Begegnung mit der Vergangenheit, die mich mit meinem Leben konfrontiert."
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48 Stunden Tango-Marathon und die Generationen in der Tangoszene

tangoinfo.ch führte ein Interview mit den Begründern von plan-t Lionel, Lia, Samuel, Melanie, Laura (im Bild v.l.n.r.) plan-t gibt es seit 2008 in Basel.


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Der Tango-Marathon fand vom 3.-5. Januar 2014 (Freitag Nachmittag bis Sonntag Nachmittag) in der Nähe von Walkringen (Kt. Bern) statt. Es sind ca. 60 Teilnehmer/innen zum Marathon angereist.


arrow Ihr habt euch für zweieinhalb Tage zum Tango-Marathon in die Bernische Pampa zurückgezogen. Was ist euer Motiv, wer sind eure Teilnehmer?

Wir sind selber ganz oft an Tangomarathons überall in Europa gereist und wurden ein bisschen „angejunkt", also von der „Sucht Tango" befallen. Wir wollen das gleiche für unsere Schüler schaffen, die bei uns in Kursen oder an den Practicas sind. Sie können fühlen was es heisst, ein ganzes Wochenende durchzutanzen. Sie können sich untereinander kennenlernen und sich natürlich auch vom Tango-Virus infizieren lassen.

Nach dem letztjährigen Marathon begannen die Teilnehmer zum Beispiel, selber neue Sachen zu organisieren oder für Milongas abzumachen.


arrow Wie habt ihr den Marathon gestern begonnen? Tanzt ihr rund um die Uhr?

Wir haben am Freitag 1 Stunde warm-up gemacht, um das Eis zu brechen und damit sich die Leute kennenlernen und den Partnerwechsel nach jeder Tanda einüben.

Wir tanzen nachts bis zum „last man standing" bis etwa 6 oder 7 Uhr. Dann gibt es eine Morgenpause und ab 11 Uhr gibt es Frühstück und dann wieder tanzen.


arrow Habt ihr mehrere DJ's, die Tag und Nacht im Einsatz sind?

Ja, wir haben 4-5 DJ's. Jeder DJ nimmt die Stimmung auf der Tanzfläche wahr und geht auf sie ein, ist sozusagen ein „mc", ein master of ceremony :-)


arrow Steht plan-t für einen bestimmten Tanzstil?

Die Frage nach dem Tanzstil wird gerne bei Tanzschulen verwendet, indem ein Lehrerpaar einen Kurs für einen bestimmten Stil anbietet. Bei plan-t sind wir 15-16 Lehrer, die abwechselnd Kurse geben. Somit gibt es nicht einen einzigen Stil, sondern so viele Stile wie Lehrer. Unsere Schüler experimentieren gerne, sie machen auch mal lustige oder etwas speziellere Übungen mit und sind sich gewohnt verschiedene Lehrer zu haben. Einen bestimmten typischen Tango Argentino Stil – ob geschlossenen, klassisch, offen, Milonguero - haben wir somit nicht. Wir unterrichten selten Schrittfolgen, sondern vermitteln den Schülern die Instrumente mit dem Ziel zu improvisieren.


arrow Wenn ich mich unter euren 60 Teilnehmer/innen umschaue, dann sind sie überwiegend die Generation 20+. Gibt es für euch so eine Art Generationen-Thema? („wir die jungen, die anderen die alten")

Als wir vor 6 Jahren angefangen hatten, waren wir die jüngsten. Und die nächst-jüngeren waren alle über 30. Wir haben damals gespürt, dass wir als „die 17 Jährigen" wahrgenommen wurden, „die da kommen". Wir wurden als Turnerriege, Treibholz oder Kindergarten benannt.

Dies hatte zweierlei ausgelöst: einerseits wurden wir als Störfaktor empfunden. Das hat uns produktiv provoziert i.S. von „jetzt erst recht". Andererseits gab es Leute, die in dem Moment eine Mentorenrolle übernommen haben. Sie haben erkannt „da kommt Nachwuchs". Sie haben die Gelegenheit ergriffen, uns gepackt und sehr gefördert. Daraus ist in Basel ein Tango-Nachwuchs entstanden. So gibt es jetzt eine ganze Welle von Studenten, die Tango tanzen.

arrow Seid ihr mit euerem frühen Einstieg vielleicht eine neue „Tango-Elite"?

Wir haben uns auch weiter entwickelt und sind auch älter geworden. Wir waren damals alle Studis. Jetzt arbeiten viele von uns bereits und es gibt auch zeitliche Beschränkungen. Stilmässig haben wir damals schon „gross getanzt", möglichst Non-Tango und Figuren. Inzwischen sind wir in unserem Tanz auch traditioneller geworden.

Am Anfang hatten wir eine jugendlich umstürzlerische, rebellische Energie. Dies äusserte sich darin wie „Tangomusik ist langweilig, wir tanzen zu Hip Hop, Tandas und Cortinas interessieren uns nicht, wir tanzen solange wie wir wollen!" Wir hatten Lust, Tango wie für uns neu zu erfinden. Dies hat sich mit der Zeit abgeflacht! Was nicht heisst, wir sind jetzt reaktionär geworden :-)


arrow Ist es also Zeit, dass neue Rebellen von unten nachkommen?

Ja vielleicht. Doch das Bedürfnis ist jetzt auch nicht mehr so gross. Wir waren mit einem relativ rigiden, existierenden Tango konfrontiert. Die Leute kannten sich halt schon seit Jahren und gingen an ihren „Tango-Stammtisch" und trafen sich jeden Mittwoch usw. Und jetzt kamen plötzlich die Jungen, die mit dem funktionierenden Regelwerk konfrontiert waren. Wenn heute ein Junger kommt, dann ist er nicht mehr mit rigiden Strukturen konfrontiert, wie wir das waren.



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arrow Tanzen die „Älteren" anders? Das soll nicht besser oder schlechter bedeuten.

Wir glauben nicht. Unterdessen hat es sich total durchmischt. Es gibt viele Junge, die aus vielen unterschiedlichen Motivationen tanzen. Auch bei den Älteren gibt es welche, die sich für modernere Musik interessieren oder sich wie wir mit „Tango, Tanz und body work" auseinandersetzen. Es durchmischt sich also schon sehr und es gibt keinen typischen Generationenunterschied mehr.


arrow Was könnten die Älteren von den Jüngeren lernen und umgekehrt?

Das ist unterdessen schon passiert und es hat bei allen Generation bereits etwas stattgefunden: die grösseren Schulen gehen auf neue Impulse und auf ein junges Publikum ein. Und die jüngere Generation grenzt sich auch nicht mehr ab, indem sie ihr jung-sein zum Selbstverständnis macht.


arrow Was sind aus eurer Sicht die Trends in der Tango Szene? In Basel, Schweiz oder Europa?

Mit dem Entstehen der „jungen Generation" war ein gewisser Neo-Hype wahrzunehmen. Man wollte sich als Neo-Tänzer verstehen, der Tango mit Yoga und allem möglichenm verbinden wollte. Das hat sich heute abgeflacht und der Trend geht mehr in Richtung salonmässiges tanzen und es wird auch in vielerlei Hinsicht traditioneller. Beispielsweise ziehen wir uns heute für die Milonga nicht mehr die „Jeans mit den Löchern" an, was damals noch ein Merkmal unserer Generation war.


arrow Was sind eure persönlichen Projekte für 2014?

Wir veranstalten wieder verschiedene Events, zum Beispiel bei schönem Wetter die Outdoormilongas an der mittleren Brücke in Basel bei der Helvetia-Statue.
plan-t versteht sich als eine Plattform, mit der man in der Tangoszene neue Dinge veranstalten und bewegen will. Dieser Marathon gehört zum Beispiel dazu. Es entstehen auch ganz spontan neue Projekte.
Wir laden auch Leute aus der internationalen Tangoszene ein, z.B. für Workshops. Bisher hatten wir Freunde aus Paris, London, Portugal, Italien und Deutschland zu Gast. Es sind immer enthusiastische Leute, die plan-t unterstützen wollen (stets non profit).


Merci für unser Interview, alles Gute für 2014 und stets frische Inspirationen und Ideen! (mi)


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update: 03 Feb 2014 © tangoinfo.ch
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